700 Jahre
Burg Spangenberg
1317 - 2017 |
Wenn auf Burg Spangenberg die Fahne im Wind weht sind Besucher herzlich willkommen.
Nicht weit entfernt von Neustadt an der Weinstraße, mitten im Biosphärenreservat Naturpark Pfälzerwald liegt die Verbandsgemeinde Lambrecht mit ihren von Wald umgebenen Dörfern. Fährt man von Neustadt aus in Richtung Kaiserslautern und biegt bei Frankeneck ab in Richtung Johanniskreuz kommt man nach wenigen Kilometern in den Ort Erfenstein mit seinen zwei markanten Burgen. Während von Burg Erfenstein auf der rechten Bergseite nur noch die Ruine steht wurde Burg Spangenberg vor einigen Jahren umfangreich renoviert und eine gemütliche Burgschänke eingerichtet.
Während der Öffnungszeiten der Burgschänke ist die Unterburg frei
zugänglich. Der Rest der Burg (Mittel- und Oberburg) kann nur in
Begleitung eines Vereinsmitgliedes betreten werden. Leider wurde in der
Vergangenheit immer wieder Schaden auf der Burg angerichtet, deshalb ist
die Burg verschlossen. Wenn Interesse an einer Burgbesichtigung besteht,
wenden Sie sich bitte an einen der Diensthabenden in der Burgschänke.
Wenn es der Betrieb in der Burgschänke erlaubt wird Sie gerne jemand zur
Oberburg begleiten.
Möchten Sie einen kostenpflichtigen, geführten Rundgang
durch die Burg oder eine geführte Wanderung auf dem 3-Burgen-Rundweg mit
einem zertifizierten Gästeführer dann wenden Sie sich bitte an Thomas
Buschlinger – buschlinger@gefuehrt-vg-lambrecht.de.
Sonderveranstaltungen und Burgführungen sind auch ausserhalb der regulären Öffnungszeiten möglich!
Hinweise:
- Die Burg ist über den Alten Burgweg nur zu Fuß zu erreichen. PKW-Zufahrten (durch den Wald) bedürfen in jedem Falle unserer Zustimmung; eine Buszufahrt ist grundsätzlich nicht möglich.
- Der Aufstieg ist ausgeschildert. Er dauert etwa 10 Minuten
(bei ca. 80 m Höhendifferenz). - Bei Dunkelheit wird der Alte Burgweg beleuchtet.
Burg Spangenberg - Geschichtlicher Rückblick
Aus der Gründungszeit
Burg Spangenberg wurde der Sage nach vom Wilden Kaspar im fernab
liegenden, menschenleeren Speyerbachtal errichtet. Den Zusatz "wild"
erwarb er sich vermutlich dadurch, dass er - nach vollendetem Burgbau -
alle seine Handwerker zu einer großen Abschlussfeier einlud, mit
reichlich Speis und Trank, und als alle mehr oder weniger trunken am
Boden lagen, zündete er die Bauhütte, in der das Gelage stattfand, an;
keiner entrann den Flammen - Existenz und Lage der Burg waren und
blieben verborgen
Wesentlich konkreter ist der Geschichtsschreiber Philipp Simonis, der in
der Historische Beschreibung aller Bischoffen zu Speyr, so viel
deren von Anfang biß auff diese Zeit, etc, etc [2. Auflage, 1773]
in seiner Vita über Johannes I., 34. Bischof von Speyer in den Jahren
1090-1104, schreibt: Also fielen des Geschlechts Güter mehrerteils,
Nämblich das Schloß Kestenberg, Maistersell, Diedesheim, [ ] ein theil
an dem Schloß Spangenberg, [ ] an den jeweiligen Bischof zu Speyer.
Dieses Testament soll am 6. Januar 1100 ausgestellt worden sein. Ein
anderer Geschichtsschreiber, Eysengrein, berichtet es fast ebenso. Das
Dilemma ist bloß, dass es diese Urkunde nicht gibt. Demzufolge ist der
Aussagewert der Burggründung vor 1100 umstritten und fragwürdig.
Tatsache ist, dass man bis heute weder den Bauherrn noch die
Erbauungszeit von Burg Spangenberg kennt.
Weiter bleibt allgemein festzuhalten, dass es im Elmsteiner Tal nie ein
Geschlecht "von Spangenberg" gab. Spangenberg war stets eine reine
Lehensburg, auf der die Bischöfe von Speyer meist Angehörige des
Niederadels als Verwalter einsetzten.
Die Zeit bis zum Ausbruch des 30-jährigen Krieges [1618]
Die ersturkundliche Nennung stammt aus dem Jahre 1317. Am 19. Februar
jenes Jahres gab Bischof Emich die Burg an den Ritter Diether Zoller zum
Lehen für seine dem Hochstift erwiesenen Dienste. Auch in einem anderen
Zusammenhang ist jene Lehenurkunde bedeutsam, weil dem Ritter offiziell
erlaubt wurde, einen größeren Geldbetrag in die Burg und deren
Zubehörden zu investieren. Obwohl keine weiteren konkreten Angaben in
der Urkunde zu finden sind, wird als sicher angenommen, dass mit diesem
Geld die Burganlage wesentlich erweitert wurde. Man kann davon ausgehen,
dass ab 1317 die Blütezeit der Burg begann.
Das Jahr 1385 stellt - für damalige Verhältnisse - eine Besonderheit
dar. Damals erfolgte die Lehenvergabe an den jüdischen Bürger Kaufmann
aus Speyer - ein Nicht-Adliger in bischöflichen Diensten und noch ein
Jude dazu! Die Gründe für diesen Schritt sind komplex. Vereinfachend
kann man sagen, dass der damalige Bischof Adolf [1371-1381; bis 1389
Erzbischof von Mainz] unter schwerer Geldnot litt und sein finanzielles
Heil bei den Juden suchte; denn Letztere waren die Einzigen, die
kapitalstark waren. Diese Lehensvergabe endete nach sechs Jahren.
In der Folgezeit wird Spangenberg urkundlich häufig erwähnt.
Wichtig ist das Jahr 1470. Damals tobt die so genannte Weißenburger
Fehde (Kurfürst Friedrich I. gegen den Herzog von Zweibrücken), in deren
Verlauf erst Burg Erfenstein zerstört wird, bevor sich die Leininger an
Spangenberg rächen. Zehn Jahre lang bleibt Spangenberg Ruine und
unbewohnt, danach Wiederaufbau durch den Ritter Engelhard von Neipperg.
Burg Erfenstein blieb seitdem Ruine.
Doch die Zeiten hatten sich geändert. Das Rittertum befand sich auf dem
Abstieg und mit ihm die repräsentative und strategische Bedeutung der
Burgen.
So ist es nicht weiter verwunderlich, dass ab 1505 die Burg ihre
strategische Bedeutung (s. auch Warum gibt es so viele Burgen im
Elmsteiner Tal?) gänzlich verlor, indem im Burgfrieden ein Gestüt
angelegt wurde und die so genannten Stutmeister die Burg als Wohnung
zugewiesen bekamen (s. auch Umgebung von Spangenberg, Stutgarten). In
der Folge versahen hier insgesamt neun Stutmeister zwischen 1505 und
1618 (urkundlich 1604) ihren Dienst. Das Erfreuliche daran: Burg
Spangenberg lebte weiter; die Gegenburgen Erfenstein und Breitenstein
verfielen.
Beginn der Neuzeit bis 1900
Der 30-jährige Krieg, der für die Pfalz mit einer unbeschreiblichen
Menschenleere endete, läutete auch für Spangenberg den Untergang ein.
Der Chronist F. J. Dochnahl berichtet in seiner Chronik von Neustadt an
der Haardt nebst den umliegenden Orten und Burgen [1867]: Mansfeld
(= Ernst II., Graf von Mansfeld, im Dienste des Herzogs Emanuel I. von
Savoyen) nimmt dagegen alle bischöflichen Dörfer weg, gibt alles den
Soldaten preis, plündert, sengt und brennt, besonders Spangenberg [ ].
Weitere Kriegsereignisse in der Pfalz im Zusammenhang mit dem Pfälzer
Erbfolgekrieg führen zur endgültigen Zerstörung von Spangenberg. Der
zuvor zitierte F. J. Dochnahl vermerkt unter der Jahreszahl 1688:
Auch die Burg Spangenberg wird niedergebrennt und zerstört. Ab
diesem Zeitpunkt ist die Ruine endgültig dem Verfall preisgegeben, was
aber nicht bedeutet, dass sie völlig aus der Berichterstattung
verschwindet. Besonders im Zusammenhang mit Verpachtungen des
Spangenberger Hofes berichtet eine Kopie vom 15. April 1722 im
Landesarchiv Speyer unter anderem von den Bedingungen [ ] und zwar
schriftlichen cum quibus Conditionibus (= unter welchen Bedingungen)
diesen Hof zu verlehen wäre,
1. Diesen Hof, so unten am Berg vom Spangenberger Schloß ligt, hat
eine gemeine kleine Wohnung for einen Hofmann, samt Scheunen und
Stallungen [ ].
In den Jahren 1746/48, als sich die Vorderpfalzdörfer Hambach und Lachen
wegen Holznutzungsrechten in den umliegenden Forsten in den Haaren
liegen, wird die Ruine nochmals häufig in Protokollen genannt.
Das 20. Jahrhundert
1900 wird die Gemeinde Lachen ins Grundbuch als Eigentümerin der
Burgruine eingetragen. Burgenromantik und aufkommender Nationalstolz
waren an ihr bis dahin vorbei gegangen.
Doch ab 1924 regte sich neues Leben auf Spangenberg. Unter Leitung von
K. R. Weintz nahmen sich die Deutschwandervögel der Ruine an. Aus einem
Interview mit ihm [1996] stammen die folgenden Zitate: Nach einer
Notiz im Fahrtenverzeichnis war es der 1. Juni 1924, als zum ersten
Mal Mitglieder der Ortsgruppe Neustadt vor Spangenberg erschienen. Was
sie vorfanden, war eine völlig zugewachsene Unterburg, aus der
sichtbar ein paar Mauerreste und Stützpfeiler herausragten. In der
Mittelburg gähnten große Löcher, und die Oberburg war mit normalen
Mitteln nicht zu ersteigen. Die Stufen des Treppenturmes waren
herausgebrochen, die vorhandene "Hühnerleiter" war so vermodert, dass
man sie nicht mehr betreten durfte, und nur mit angelegten Stangen
gelangten die jugendlichen Besucher in die Oberburg. Dort lag der
Schutt mindestens einen Meter hoch, die Zisterne war verschüttet, die
Mauerkanten auf West- und Nordseite abgebrochen; in den Burgkeller
konnte man nur kriechend gelangen, und dort erwartete einen wieder
Schutt, Schutt. Alles war bewachsen: mit Gras, Büschen; auf und in den
Mauern hatten sich Bäume breit gemacht. Einziges Aktionsfeld war die
Oberburg. Sie wurde gänzlich von Schutt befreit, wobei der ganze Dreck
meist über Nord- oder Südwand abgekippt wurde.
In Verhandlungen mit der Gemeinde Lachen kam 1930 sogar ein Vorvertrag
über die einstweilige Nutzung der Ruine zustande. Leider endete dieser
sehr lebhafte Teil moderner Spangenberg-Geschichte abrupt, als 1933 alle
Jugendverbände zwangsaufgelöst wurden.
Indes ließen die neuen Machthaber die Ruine nicht links liegen. Es gab
verschiedene Ausbaupläne, u. a. zu einer Horst-Wessel-Burg als Heim für
die Pfälzer Hitler-Jugend. Zu konkreten Maßnahmen kam es aber nicht, und
der 2. Weltkrieg ließ erst recht alle Aktivitäten einschlafen.
1963 gilt als weiterer Meilenstein, der vordergründig zunächst nichts
mit Spangenberg zu tun hat. Damals lösten sich vom Tafelfels der
Erfenstein zwei große Felsbrocken, die glücklicherweise die Häuser der
Talsohle nicht erreichten. Doch dieses Ereignis reichte, um auf
Erfenstein staatlicherseits massive Sicherungsmaßnahmen durchzuführen.
Dass auch Spangenberg vom Einsturz bedroht war, merkte zunächst niemand,
bis einige interessierte Bürger der Umgebung feststellten, dass für
Spangenberg ebenfalls galt: Der Uhrzeiger steht auf 5 Minuten vor 12. Es
ist höchste Eile geboten. Aus einer Bürgerinitiative ging am 5. Dezember
1971 der Verein Burg Spangenberg e. V. hervor.
Durch die Eingemeindung von Lachen im Rahmen der Gebietsreform fiel die
Burg 1968 an die Stadt Neustadt.
In den zurückliegenden mehr als 50 Jahren ist viel auf Spangenberg
geschehen. Es wurde konserviert, restauriert und wieder aufgebaut,
manchmal zeitlich parallel, dann wieder zeitversetzt. Manchmal zwangen
äußere Befunde oder Ereignisse gewisse Baumaßnahmen unverzüglich
anzugehen, bevor größeres Unheil drohte, so beispielsweise das
Unterfangen der bergseitigen Schildmauer [1984] oder das Beseitigen von
Frostschäden im historischen Teil der Ringmauer [1985]. Die Baumaßnahmen
inklusiv Burgschänke verschlangen große Geldmengen, die der Verein nur
über Kredite herbeischaffen konnte. 1987 wurde die letzte Darlehensrate
getilgt. Jetzt zeigte sich der Wert der Burgschänke, die sich immer mehr
zur Haupteinnahmequelle des Vereins mauserte.
Es würde zu weit führen, an dieser Stelle alles im Detail aufzulisten.
Wir laden deshalb jeden Interessierten ein, nach Erfenstein zu kommen
und sich ein eigenes Bild zu machen. Denn wirklich: Aus einer reinen
Ruine ist wieder eine Burg geworden!
Warum gibt es im Elmsteiner Tal so viele Burgen ?
Für jeden Ortsfremden ist es verblüffend, dass es im Elmsteiner Tal
auf kürzester Entfernung vier Burgen gibt: Spangenberg, Erfenstein,
Breitenstein, Elmstein. Solche Burgendichte ist man nur vom Rhein
gewohnt. Warum also baute man ausgerechnet hier diese Burgen?
Dazu muss man ein wenig prinzipieller auf die Motive zum Burgbau
eingehen:
- Burgen waren Repräsentationsbauten
Das kommt hier nicht in Frage, weil auf Spangenberg niemand regierte. Hier saßen ausschließlich bischöfliche Untertanen als Verwalter. - Burgen besaßen Schutzfunktion für vorbeiführende Straßen
Auch Fehlanzeige! Es gab überhaupt keine Talstraße! Die erste echte Straße in unserem Sinne wurde erst in den 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts gebaut. - Burgen dienten als Zollstation
Das ist das Hauptmotiv für den Burgenbau am Rhein, der als Transportachse eine immense Bedeutung besaß. Im Speyerbach konnte man höchstens Fische fangen!
Worin liegt also die Ursache des auch damals aufwendigen Burgenbaus? Ein Blick auf die Landkarte zeigt den einzigen Grund: Im Speyerbachtal stießen drei Territorien mächtiger Herren aufeinander:
- das Hochstift Speyer = Spangenberg
- die Besitzungen der Grafen von Leiningen = Erfenstein, Breitenstein
- Kurpfalz = Elmstein
Die Burgen waren simple Grenzburgen! Sie bewachten und schützten die im Mittelalter kostbaren Wälder in ihrem Hinterland nach dem Motto: Bis hierhin und nicht weiter, mein Freund! Die Burgen waren klein und strategisch von untergeordneter Bedeutung. Sie wurden von einer Verwalterfamilie bewohnt, dazu einige Knechte und Mägde. Höfisches Leben kam nur auf, wenn die Herrschaften hier auf Jagd gingen und in dieser Zeit auf den Burgen Quartier bezogen. Belagerungen und/oder kriegsentscheidende Schlachten haben hier nie stattgefunden. Für ihre Unbedeutsamkeit spricht auch, dass es überhaupt keine mittelalterlichen Abbildungen gibt.